Das Thema Fachkräftemangel wird häufig diskutiert, aber die Millionen von Frauen, die aufgrund fehlender Betreuungsmöglichkeiten für Kinder oder ältere Familienmitglieder nicht arbeiten können, werden oft übersehen, fasst es Sascha Dewald zusammen – Senior Vice President Retail Banking bei Deutsche Kreditbank AG und Papa. Er setzt sich für faire Elternschaft, Geschlechtergerechtigkeit und flexible Arbeitsmodelle ein. Sein Kommentar zu Verena Pausders Beitrag „Wie wir Fachkräfte-Weltmeister werden“.
Warum redet beim Fachkräftemangel niemand über Frauen?! 🤯
Jetzt im Osterurlaub habe ich mir Verena Pausders Beitrag “Wie wir Fachkräfte-Weltmeister werden“ durchgelesen.
Ich stimme Verenas Thesen zu, in denen sie mehr digitale Aus- und Weiterbildung, eine Transformation und höhere Wertschätzung des Handwerks und die Modernisierung des Zuwanderungsrechts fordert 💡
Als wichtigste Aussage empfinde ich aber: Wir ignorieren die Millionen von Frauen, die arbeiten möchten, die aber nicht arbeiten können!
Laut #BMWK hat fast die Hälfte der 5 Millionen Frauen, die nicht arbeiten, als Grund für ihre Erwerbslosigkeit die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten von Kindern und Familienangehörigen angegeben.
Das halte ich persönlich für ein Unding und großen Systemfehler. Wir sprechen hier über mehr als zwei Millionen potentielle Arbeitskräfte! ⚠️
In Talkshows zum Thema Fachkräftemangel wird oft diskutiert, wie Menschen im Alter länger arbeiten können – aber fast nie wird darüber gesprochen, wie es qualifizierten Frauen ermöglicht werden kann, trotz Familiengründung oder Pflege von Angehörigen arbeiten zu gehen.
Eine Studie des Münchner ifo-Instituts zeigt: Um 35 Prozent steigt bei guter Kinderbetreuung die Wahrscheinlichkeit von Frauen, erwerbstätig zu sein. Doch in der Realität machen gerade Kitas dicht, werden Betreuungszeiten verkürzt. Knapp 100.000 Fachkräfte müssten zusätzlich eingestellt werden, damit es zu keinen Schließungen kommt. Das bedeutet Kosten von 4,3 Mrd. Euro pro Jahr, aber gemessen an anderen Investitionen 💰 sollte es uns das doch wert sein?!
Natürlich gibt es auch viele andere Stellschrauben, zum Beispiel die gerechtere Verteilung von Elternzeiten und Care-Arbeit, und damit einhergehend mehr Akzeptanz auf Arbeitgeber:innen-Seite 🙌🏼
Aber dass der Fachkräftemangel in Kitas nicht viel entschiedener angegangen wird (und als Teufelskreis auch viele Erzieher:innen zuhause bleiben müssen, weil sie selbst keine Betreuung für ihre Kinder finden), ist mir wirklich ein Rätsel.
In Deutschland wird gerne so getan, als sei Kinderbetreuung reine Privatsache, dabei ist sie elementar für die Zukunftsfähigkeit unseres Staates und unserer Wirtschaft ❗️
Wie Verena es so schön sagt: Nicht jede Frau muss arbeiten wollen. Aber jede Frau, die will, sollte können!
Über Sascha Dewald
Was macht ein ehemaliger Fintech-CEO bei einer Bank? Richtig, die Zukunft der Bankenwelt gestalten!
Nach vielen Stationen in der Fintech-Welt weiß ich: Finanzen und Tech sind untrennbar miteinander verbunden und Banken müssen sich als Tech-Unternehmen verstehen, um sich zukunftsfähig und kundenorientiert aufzustellen.
Als Übersetzer zwischen den Welten balanciere ich Nutzerfreundlichkeit und Sicherheit, Kundenwünsche und Kundengewohnheiten, Regulierung und Innovation miteinander aus.
Mein Mission: Die DKB als #Techbank aufstellen, gemeinsam mit unseren starken Partnern, unserem erstklassigen Team und unseren treuen Kunden.
Damit die Rahmenbedingungen stimmen, engagiere ich mich zusätzlich als Mentor bei verschiedenen Initiativen wie der Hacker School und bei der Bitkom als Board Member in der Working Group FinTechs & Banken .
Abgesehen davon bin ich Papa aus Leidenschaft und setze mich für faire Elternschaft, Geschlechtergerechtigkeit und flexible Arbeitsmodelle ein, damit spätestens meine Kinder in einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Welt leben.
Bild: © Sascha Dewald