Gezielte Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Voraussetzung, um als familienfreundlicher Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Reichen aber nicht aus, um bei der Mitarbeitergewinnung und -bindung einen echten Wettbewerbsvorteil und Return on Invest zu erzielen. Unternehmen müssen es auch schaffen, ihre Familienfreundlichkeit glaubhaft nach innen und außen zu kommunizieren. Wie, klären wir hier.
Was sind Unternehmen ohne clevere, motivierte und top-ausgebildete Mitarbeitende? Ambitionierte Umsatzziele können nur mit einem verlässlichen Team im Rücken erreicht werden. Der Wunsch: Beschäftigte sind fachlich stark, haben Lust auf ihren Job und bleiben dem Unternehmen samt Know-how langfristig erhalten. Doch es wird immer schwieriger, Stellen adäquat und nachhaltig zu besetzen. Der Fachkräftemarkt ist heute ein anderer als noch vor einigen Jahren. Und die Lage spitzt sich aufgrund des demographischen Wandels weiter zu. Recruitingpotenziale scheinen ausgeschöpft. Vielleicht ein Grund, warum an Stellenanzeigentexten und Co. längst keine Menschen mehr aus der Personalabteilung sitzen. Sondern kreative Köpfe aus dem Marketing, die mit spitzen Botschaften auf vakante Stellen aufmerksam machen, und damit sogar in die Medien kommen.
An was Unternehmen denken müssen, um sich einen Namen als familienfreundlicher Arbeitgeber zu machen und wo sie präsent sein sollten, damit alle Beteiligten – Arbeitgebende und Arbeitnehmende – von Investitionen in Vereinbarkeitsangebote profitieren: eine Anleitung.
Familienfreundlichkeit intern kommunizieren
Bevor Arbeitgeber mit der Kommunikation ihrer Familienfreundlichkeit offensiv nach außen gehen, sollten sie checken, wie es im innen aussieht. Denn vielen Unternehmen gelingt es nicht, familienfreundliche Maßnahmen an ihre Beschäftigten zu kommunizieren. 40 Prozent der Mitarbeitenden wissen nichts von bestehenden Vereinbarkeitsangeboten und können diese somit auch nicht beanspruchen. Potenzial zur nachhaltigen Mitarbeiterbindung wird verschenkt – und das kann teuer werden.
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt zu dem Ergebnis, dass der durchschnittliche Wert des Verlustes eines Mitarbeitenden bei etwa 2,3 Monatsgehältern liegt. Andere Schätzungen gehen von Kosten zwischen 50 und 150 Prozent des Jahresgehalts eines Beschäftigten aus, je nach Position und Branche.
Es ist also in jedem Fall im Interesse eines Unternehmens, Mitarbeitende zu halten und eine hohe Mitarbeiterbindung zu fördern. Hinzu kommt, dass ein wirkungsvolles Employer Branding mit Sogwirkung fürs Recruiting nur dann entstehen kann, wenn die Menschen im Unternehmen Vereinbarkeit wirklich leben und authentisch nach außen tragen. Beispielweise in Form von Empfehlungen im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis. Es ist daher unerlässlich, familienfreundliche Maßnahmen im ersten Schritt für die eigene Belegschaft nutzbar zu machen.
Damit Familienfreundlichkeit nicht nur als tote Idee auf einem Blatt Papier steht, sondern Teil der Unternehmenskultur wird, müssen Unternehmen (Werbe-) Mittel und Wege finden, um Mitarbeiterangebote intern zu kommunizieren und proaktiv dafür sorgen, dass diese bei Bedarf auch in Anspruch genommen werden können. Nur dann wird es im zweiten Schritt auch mit der Kommunikation nach außen klappen.
Anregungen zur internen Kommunikation von Familienfreundlichkeit
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Familienfreundlichkeit intern zu kommunizieren. Personalverantwortliche und Führungskräfte können dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie die Vereinbarkeitsangebote aktiv ansprechen und kommunizieren. Eine weitere Option ist die Einstellung eines Vereinbarkeitsmanagers oder einer Vereinbarkeitsmanagerin (IHK), die*der sich speziell um die interne Kommunikation kümmert. Auch in Mitarbeitergesprächen kann das Thema Familienfreundlichkeit angesprochen werden, um Mitarbeiter*innen über die Angebote und Möglichkeiten zu informieren. Zudem können Unternehmensnetzwerke genutzt werden, um sich mit anderen Firmen auszutauschen und Best Practices zu teilen.
Interne Infoveranstaltungen zum Thema Familienfreundlichkeit können ebenso eine gute Möglichkeit sein, um das Thema präsent zu machen und auf bestehende Angebote aufmerksam zu machen. Digital- und Printbroschüren, Infomails oder Landingpages sollten erstellt und genutzt werden, um die Angebote intern zu bewerben. Das Intranet eines Unternehmens bietet eine weitere Plattform, um das Thema Familienfreundlichkeit zu kommunizieren und Mitarbeiter*innen über aktuelle Angebote und Möglichkeiten zu informieren.
Familienfreundliche Angebote intern richtig kommunizieren
In Mitarbeitergesprächen, Unternehmensnetzwerken, Infoveranstaltungen zum Thema Familienfreundlichkeit, Digital- und Printbroschüren, Infomails, Karriereseite / Landingpage, im Intranet, etc.
Familienfreundlichkeit extern kommunizieren
Auch in der Kommunikation nach außen ist noch viel Luft nach oben. Sowohl in der Ansprache verschiedener Zielgruppen als auch in der Wahl der Kanäle.
Wir wissen, dass beispielsweise Mütter nicht so viel arbeiten können, wie sie gern würden. Weil die Rahmenbedingungen – mangelnde Kinderbetreuungsangebote, ungleiche Aufteilung der Care-Arbeit, steuerliche Anreize für eine klassische Rollenaufteilung, Karriereknick durch Teilzeitarbeit, unflexible Arbeitszeiten, zum Teil unverhältnismäßig lange Fahrtwege etc. – es nicht zulassen. Auf der anderen Seite sind aber auch viele Menschen in langjähriger Festanstellung hochgradig wechselwillig, wenn der neue Arbeitgeber eine bessere Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben verspricht. Das betrifft alle Geschlechter gleichermaßen. Denn Studien belegen, dass auch männliche Beschäftigte sich mehr Zeit für die Familie wünschen. Das bedeutet mindestens weniger Überstunden und immer öfter auch: Teilzeit.
Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahr 2020 ergab, dass knapp zwei Drittel (63 Prozent) der befragten deutschen Unternehmen mit dem Thema Familienfreundlichkeit werben. Jedoch nur zaghaft und überdies gelingt es, meiner Einschätzung nach, nur einer Handvoll Arbeitgebern so zielgerichtet mit dem Thema Familienfreundlichkeit präsent zu sein, dass sich damit messbare Recruitingerfolge und eine langfristige Steigerung der Arbeitgebermarkenbekanntheit erzielen lassen.
Um als familienfreundlicher Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und dieses Image nach außen zu tragen, sollten Unternehmen ihr familienfreundliches Employer Branding strategisch aufbauen. Hierbei ist es wichtig, sich an den Bedürfnissen der Zielgruppe zu orientieren und die Vorteile der Vereinbarkeitsangebote klar herauszustellen. Seien Sie konkret und nutzen Sie Story-Telling! Eine abstrakte Aneinanderreihung von Buzzwords und das Einbinden eines Siegels auf der Karriereseite überzeugt Familienmenschen in den meisten Fällen noch nicht, sich auch wirklich zu bewerben. Effektives familienfreundliches Personalmarketing ist transparent, authentisch und vielschichtig.
Besonderen Fokus dürfen Unternehmen – trotz aller Bemühungen zur Gleichstellung – auf die aktive Ansprache von Frauen legen, da diese aufgrund ihrer häufig negativ behafteten Erfahrungen skeptischer sind, ob Unternehmen es in der Praxis wirklich schaffen, ihrem Ruf als familienfreundlicher Arbeitgeber gerecht zu werden. Oft ist die Angst zu groß, einem Marketing-Gag aufzusitzen und es kommt erst gar nicht dazu, dass sich qualifizierte Frauen bewerben. Hier empfehlen sich glaubwürdige Mitarbeiter*innen-Interviews in Schrift- oder Videoform, die aufzeigen, wie die Umsetzung von familienfreundlichen Maßnahmen konkret im Arbeitsalltag aussieht, und dass es sich nicht nur um hohle Phrasen handelt. Doch Vorsicht: wenn sich Fachkräfte mit Employer Branding ködern lassen, es sich aber nur um leere Versprechen handelt, verlieren Sie nicht nur eine Fachkraft. Solche Vorfälle könnten auch massiv ihrer Reputation als Arbeitgeber schaden. Das lässt sich ganz leicht vermeiden, indem man gemeinsam mit einem Experten in das Unternehmen schaut und die Lage richtig einschätzen lässt.
Die Außenkommunikation eines Arbeitgebers spielt also eine entscheidende Rolle bei der Suche nach geeigneten Bewerbenden. Das gilt nicht nur, aber auch für das Thema Familienfreundlichkeit. Insbesondere die Frage, ob der Arbeitgeber als familienfreundlich wahrgenommen wird, ist ein wichtiger Faktor für viele Arbeitskräfte.
Hier sind einige strategische Fragen, die Arbeitgeber bei der Gestaltung ihrer Außenkommunikation berücksichtigen sollten:
Eine familienfreundliche Arbeitskultur wird für Arbeitgeber immer wichtiger, um im Wettbewerb um die besten Talente zu bestehen. Die Außenkommunikation spielt dabei eine entscheidende Rolle, um potenzielle Bewerbende zu erreichen und von der Familienfreundlichkeit des Unternehmens zu überzeugen.
Um die Arbeitgebermarke gezielt zu stärken und die passenden Talente anzuziehen, bieten wir mit unserem Employer Branding und Jobportal „familienfreundliche-arbeitgeber.de“ und der Jobbörse „momjobs.de“ ideale Plattformen. Hier haben Unternehmen die Möglichkeit, sich als attraktive Arbeitgeber für Familien zu präsentieren und ihre familienfreundlichen Maßnahmen und Rahmenbedingungen auf vielseitige Art und Weise zu kommunizieren. Zudem können Bewerberinnen und Bewerber gezielt nach familienfreundlichen Arbeitgebern suchen und sich über deren Angebote informieren.
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Über Jana Berger
Jana Berger ist geschäftsführende Gesellschafterin der neowork GmbH und unterstützt Unternehmen mit Employer Branding und Jobportalen wie familienfreundliche-arbeitgeber.de & momjobs.de dabei, ihre Familienfreundlichkeit für erfolgreiches 360-Grad-Recruiting nutzen zu können – für einen optimalen Return on Invest. Sie ist selbst 2-fache Mutter, hat zwei Hunde und lebt in einem Mehrgenerationenhaus.