Die Art, wie wir arbeiten und vor allem wie wir leben, wandelt sich. Themen wie flexibles Arbeiten, aber auch Rollenbilder im Familienalltag rücken gesellschaftlich in den Vordergrund. Gerade die Gleichstellung der Frau ist heutzutage stark in den Fokus gerückt. Doch auch Männer wollen sich mehr und mehr an der Erziehung und Betreuung der Kinder beteiligen. Die Gleichstellung der Frau sowie die bewusste Vereinbarkeit von Vätern stehen in direkter positiver Abhängigkeit.

Die Rollenbilder wandeln sich also und Mütter wollen zunehmend schneller wieder in den Berufsalltag einsteigen. Dazu bedarf es der Unterstützung der Väter. Das sagt auch der Väterreport vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): So sagen 2 von 3 Vätern mit Kindern unter sechs Jahren aus, dass sie sich viel mehr an der Entwicklung ihrer Kleinsten beteiligen, als es ihre Väter getan haben. Sie beschäftigen sich länger mit ihnen und der Umgang ist herzlicher, gleichzeitig fehlt jedem zweiten Vater die Zeit für die Familie.

Um diese Zeit zu finden, würden mehr als die Hälfte aller Elternteile ihren Job kündigen, wenn es keine Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gibt. Zu diesem Ergebnis kommt die Trendstudie “Zukunft Vereinbarkeit” vom Väternetzwerk conpadres gemeinsam mit Forsa.

Volker Baisch, zweifacher Familienvater, Gründer einer gemeinnützigen Unternehmensberatung sowie Geschäftsführer des Väternetzwerks conpadres fasst die Studienergebnisse folgendermaßen zusammen: „Unsere Studienergebnisse zeigen deutlich, dass Männer und Frauen mit Kinderwunsch einen ausgeprägten Wunsch nach mehr Familienbewusstsein haben und erwarten, dass ihre Arbeitgebenden diesem mit passenden neuen Arbeitsmodellen proaktiv begegnen”. Er und sein Team sind Vorreiter, wenn es um die Beratung von Familien und besonders Vätern im (Berufs-)Alltag in Deutschland geht.

„Wir beobachten schon seit Jahren, dass sich immer mehr Väter eine längere Elternzeit wünschen. Dass jetzt aber 93 Prozent der Väter Elternzeit nehmen wollen und die große Mehrheit sogar mehr als die klassischen zwei Partnerschaftsmonate, hat selbst uns überrascht”, erklärt Baisch. Seine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass ein Drittel der arbeitenden Männer und Frauen eine 24- bis 32-Stunden-Woche für sinnvoll halten. Sogar jeder zweite Mann möchte nach der Geburt eine gleichmäßige Aufteilung der Elternzeit.

Daraus resultieren für Baisch aber auch klare Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Politik: “Das Land braucht keine neuen Väter, sondern eine neue Personalpolitik, einen modernen Unternehmergeist und eine Politik, die soziale Nachhaltigkeit in der Unternehmenswelt stärkt und fördert.”

Vor allem ist es wichtig, Führungskräfte einzubeziehen und sie zu ermutigen, Väter im Unternehmen gezielt anzusprechen und den Väter-Trend ernstzunehmen. Denn eine Rückkehr zu den alten Rollenmustern ist nicht zu erwarten, was auch die aktuelle Prognosstudie “Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft?” deutlich gemacht hat. Die Bereitschaft der Väter, ihre Arbeitsstelle zu wechseln ist sehr groß, gerade, wenn Unternehmen der Zielgruppe der Väter nicht die passenden Vereinbarkeitsmaßnahmen anbieten: Rund 450.000 Väter in Deutschland haben schon einmal den Arbeitgeber zugunsten einer besseren Vereinbarkeit gewechselt. Und mehr als 1,7 Millionen Väter denken darüber häufig oder zumindest manchmal nach. Diese hohe Wechselbereitschaft ist gerade in den aktuellen Zeiten des Fachkräftemangels ein großes Unternehmensrisiko, so die Studie.

Väter brauchen vor allem Wertschätzung und Flexibilität. Familienfreundliche Maßnahmen, die Unternehmen in vielen Fällen bereits anbieten, sollten Vätern und Müttern gleichermaßen zur Verfügung stehen. Im Mittelpunkt steht eine Kulturveränderung. Dabei geht es vor allem um die Haltung der Führungskräfte. Wer die im Unternehmen gelebte Väterfreundlichkeit in seinen Netzwerken kommuniziert, hat mittelfristig sicher einen Wettbewerbsvorteil, um Fachkräfte zu gewinnen.

Für die Väter gilt spiegelbildlich Ähnliches wie für die Mütter: Klare Absprachen schon vor der Geburt eines Kindes hinsichtlich der Perspektiven für Beruf und Familie sind von zentraler Bedeutung. Väter, die ihre Verantwortung für die Familie leben oder leben möchten, sind eher dazu bereit, auch einmal Abstriche bezüglich ihrer eigenen Karriere hinzunehmen. Vater zu werden ist ein herausfordernder Übergang. Sich mit anderen Vätern in Netzwerken auszutauschen, kann sehr hilfreich sein. Dabei sollten Führungskräfte, Politik und Unternehmen unterstützen, denn eine partnerschaftliche Vereinbarkeit funktioniert nur gemeinsam und profitieren werden alle davon!

Über conpadres

Conpadres unterstützt mit seinem Väternetzwerk seit mehr als 10 Jahren Unternehmen und deren männliche Mitarbeiter beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der Leitgedanke dabei: Gleichberechtigung gelingt nur mit aktiven Vätern, denen wir mit attraktiven Angeboten und unserem unternehmensübergreifenden Netzwerk-Austausch helfen, ihre Vaterrolle mit dem Job glaubhaft zu vereinbaren. Indem wir explizit Männer mit innovativen Maßnahmen ermutigen und begleiten, unterstützen wir auch die Mütter – und fördern damit Chancengleichheit und eine partnerschaftliche Unternehmenskultur. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass sich die Mitgliedsunternehmen als attraktive, fürsorgliche Arbeitgeber positionieren.

Heute können wir selbstbewusst sagen: Die Mitarbeiter, die wir begleiten dürfen, sind nicht nur begeisterte Väter und empathische Partner, sondern auch besonders motivierte, leistungsfähige Angestellte. Gleichzeitig werden Unternehmen, die Angebote für Väter etablieren, als moderne, attraktive Arbeitgeber wahrgenommen, die ihre Unternehmenskultur im Bereich der Vereinbarkeit glaubhaft transformieren. Mittlerweile haben sich mehr als 40 namenhafte Unternehmen conpadres angeschlossen, darunter SAP, VW, Deutsche Bank, Sanofi, Audi, Vodafone, aber auch KMU Unternehmen wie Entega.

Volker Baisch, Gründer und Geschäftsführer der Väter gGmbH, ist Ashoka-Fellow und einer der profiliertesten Experten im Bereich Vereinbarkeit in Deutschland. Er ist in der Politikberatung aktiv und arbeitet in verschiedenen Expertengremien mit Bezug zum Themenkomplex Familie, Partnerschaft, Gleichberechtigung und Diversity.

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