Das Wort Vereinbarkeit zieht aktuell große Kreise. Besonders schlägt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf große Wellen. Dabei kann es sich konkreter um den Wiedereinstieg in den Beruf handeln, die finanzielle Situation einer Familie oder um Alleinerziehende. Der Schlüssel dieses Themas steckt demnach in der Tür individuelle Arbeitszeit. Es handelt sich also um flexible Arbeitszeitmodelle – und davon gibt es so einige.

Warum familienfreundliche und flexible Arbeitszeiten ein Gewinn für Arbeitgeber und Beschäftigte sein können? Warum, wenn diese Arbeitszeitmodelle richtig umgesetzt werden, beide Seiten gleichermaßen davon profitieren können? Das erfahrt ihr jetzt!

Zunächst erhalten Beschäftigte die notwendige Flexibilität und die Verlässlichkeit, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Arbeitgeber hingegen können qualifizierte Beschäftigte halten und neue gewinnen, sparen Wiedereingliederungskosten, motivieren Eltern in ganz besonderem Maße, können aber auch besser auf Nachfrageschwankungen reagieren.

Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft sind sich zudem einig, dass flexible Arbeitszeiten die Produktivität sowie die Attraktivität des Arbeitgebers erhöhen. Vor allem in Zukunft werden diese Modelle personalpolitisch immer wichtiger für Unternehmen, um im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte bestehen zu können (BMFSFJ). Flexibilität und Familienfreundlichkeit sind also kein Widerspruch, sondern können einander ergänzen.

Die ersten Fragen sind nun geklärt, aber welche Modelle gibt es jetzt konkret, die sich für Familien, Alleinerziehende oder pflegende Personen eignen?

Teilzeit

Teilzeit wird den meisten Menschen ein Begriff sein. Darunter wird jedes Arbeitsverhältnis verstanden, dessen Arbeitszeit geringer als die betrieblich vereinbarte Regelarbeitszeit ist. Meist bedeutet das, dass die Arbeitszeit auf 50 Prozent reduziert wird.

✓ Vorteile

Das Arbeitsmodell ist flexibel, familienfreundlich und gut geeignet, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken. Denn Erfahrung und Wissen bleiben dem Unternehmen erhalten, auch wenn eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer dem Unternehmen zeitlich nur eingeschränkt zur Verfügung steht. Außerdem kann Teilzeit einen raschen Wiedereinstieg in den Beruf ermöglichen, zum Beispiel nach einer Geburt. Dadurch sinken sowohl die Wiedereingliederungskosten für das Unternehmen als auch die finanziellen Einbußen für die Arbeitnehmerin oder den Arbeitnehmer.

⊖ Nachteile

Es kann aber auch zu starren Standardlösungen kommen. Beispielsweise, wenn ausschließlich am Vormittag gearbeitet wird (BMFSFJ). Zudem müssen die Beschäftigten sowohl Einkommenseinbußen als auch ein langsameres Aufsteigen auf der Karriereleiter einkalkulieren.

Teilzeit-Plus-Modelle

Teilzeitmodelle, die 70 bis 80 Prozent der Vollzeitarbeit umfassen, kom­men den familiären Bedürfnissen von Beschäftigten mit Kindern und pflegebedürftigen An­gehörigen oft mehr entgegen als die klassische Teilzeit. Sie tragen auch dazu bei, Beschäftigte in Teilzeit verstärkt in qualifizierten Positionen zu halten und erleichtern ihnen den berufli­chen Aufstieg. Umgekehrt profitieren die Betriebe davon, wenn ihre gut ausgebildeten Be­schäftigten die Arbeitszeit weniger reduzieren als bei „klassischer“ Teilzeit (BMFSFJ).

Gleitzeit

In Gleitzeit können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Rahmen bestimmter Regeln Beginn, Ende und gegebenenfalls auch die Länge der Arbeitszeit selbst bestimmen. Gleitzeit verschafft Beschäftigten und Unternehmen mehr zeitliche Flexibilität, denn beide Seiten können bedarfsorientierter agieren. Das Modell ist für alle Branchen geeignet. Aufgrund des individualisierten Ansatzes war das Modell anfangs nur im Verwaltungsbereich von Unternehmen verbreitet. Inzwischen hat sich Gleitzeit aber auch in anderen Bereichen, wie zum Beispiel der Herstellung, etabliert.

✓ Vorteile

Die Beschäftigten können die tägliche Dauer sowie die Lage ihrer vereinbarten Arbeitszeit – unter Berücksichtigung betrieblicher Erfordernisse beziehungsweise im definierten Gleitzeitrahmen – selbstbestimmt auswählen und damit Freiräume für die Familie schaffen. Aufgrund der flexiblen Handhabung der Arbeitszeiten entsteht so auch Freiraum für kurzfristig anfallende familiäre Verpflichtungen. Zudem können Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer durch Gleitzeit Zeitreserven ansparen und diese später für mehr Urlaub oder einen Freizeitblock von längerer Dauer einlösen (abhängig von der betriebsinternen Regelung).

Auch Arbeitgeber profitieren vom Gleitzeitmodell: Geringerer organisatorischer Aufwand, Modell eignet sich für viele Abteilungen, hohe Akzeptanz bei Arbeitnehmenden, Erreichbarkeit kann gegebenenfalls durch Funktionszeiten erweitert werden sowie höhere Flexibilität, welche die Fehlzeiten reduzieren, Loyalität und Motivation steigern kann.

⊖ Nachteile

Gleitzeitarbeit bietet Arbeitnehmenden zwar ein gewisses Maß an Flexibilität innerhalb eines Arbeitstages, die Flexibilität über den Tag, die Woche oder den Monat hinaus ist jedoch gering. Für langfristigen zeitlichen Spielraum bietet sich das Einrichten von Jahresarbeitszeit-Konten oder Lebensarbeitszeit-Konten an. Hinzukommt, dass Beschäftigte eigenverantwortlich auf die Einhaltung ihrer vertraglich vereinbarten Arbeitszeiten achten müssen. Auch sind nicht alle Arbeitsplätze für Gleitzeit geeignet. Das kann zu Ungleichbehandlung verschiedener Abteilungen und damit zu Unzufriedenheit führen.

Arbeitgeber müssen daran denken, dass für das Modell eine schriftliche Regelung sowie eine positive Arbeitszeiterfassung Voraussetzung sind. Zudem sollte der Betriebsrat in die Ausgestaltung der Gleitzeitregelung mit eingebunden werden. Gleitzeit ist nicht für alle Abteilungen und Tätigkeiten geeignet; bei Schichtarbeit zum Beispiel erfordert das Gleitzeitmodell einen hohen koordinativen Aufwand.

Jobsharing

Hier teilen sich zwei Mitarbeitende eigenverantwortlich eine Stelle. Teilzeit-Beschäftigte können so z.B. auch Vollzeitprojekte übernehmen und eigenverantwortlich leiten. Voraussetzung hierfür ist die regelmäßige Abstimmung und Informationsaustausch. Für den Arbeitgeber bringt es den Vorteil, dass z.B. eine Stelle lange Servicezeiten abdecken kann.

Langzeitkonten

Diese eignen sich in Betrieben, in denen längerfristige Planungen möglich sind und die auf eine Struktur von Arbeitszeitkonten zurückgreifen können oder diese einführen möchten. Hier wird die Flexibilität in Form von angesparten Arbeitsstunden über einen längeren Zeitraum – im Extremfall bis zum Renteneintritt – ermöglicht. Phasen hoher Arbeitsbelastung in jüngeren Jahren können zum Aufbau des Stundenkontos führen, das dann in Zeiten der höheren familiären Belastung abgebaut wird. Lebensarbeitszeitkonten sind an keine bestimmte Branche gebunden. Das Modell eignet sich jedoch eher für Teilzeitbeschäftigte, da es bei Vollzeitbeschäftigten schnell zur Überlastung kommt, wenn Extrastunden auf dem Lebensarbeitszeitkonto gesammelt werden sollen.

✓ Vorteile

Für Arbeitnehmende kann ein Langzeitkonto interessant sein, um mit den gebunkerten Stunden/Lohn ein Sabbatjahr zu erarbeiten oder einen früheren Ausstieg aus dem Arbeitsleben zu finanzieren. Wenn das klappt, kann das neben den Vorteilen für die individuelle Lebensgestaltung auch andere positive Nebeneffekte haben. Beispielsweise bei gleichzeitigem Bezug von Hinterbliebenen- oder Erwerbsminderungsrente, weil die verschobenen Bezüge nicht als Einkommen auf die Rente angerechnet werden.

⊖ Nachteile

Nachteil eines Arbeitszeitkontos ist allerdings, dass keine automatische Verzinsung besteht, je nach Modell gibt es auch keine Lohnerhöhung. Werden die Wertkonten in Geld geführt, enthält der Arbeitnehmer keine Verzinsung, wenn der Geldwert vielleicht Jahre später ausgezahlt wird. Etwas anderes gilt nur, wenn eine Verzinsung ausdrücklich vereinbart wurde. Werden beispielsweise 1000 Stunden angespart, die mit 15€ Stundenlohn vergütet werden, besteht auch nach vielen Jahren ein Auszahlungsanspruch von nur 15.000€.

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