Jan Bühren ist wissenschaftlicher Leiter bei der New Work Beratung Intraprenör. Das Unternehmen sitzt in einer alten Münzfabrik im hippen Berlin und unterstützt Arbeitgeber dabei, eine echte „People Company“ zu werden. Gerade ist eine offizielle Studie zur 4-Tage-Woche in Arbeit. Selbst hat Intraprenör die 32-Stundenwoche bei vollem Gehalt etabliert. Und ja, auch Teilzeitmodelle werden entsprechend angeboten und vergütet. So wird aus einer 20-Stundenwoche eben kurzerhand eine 16-Stundenwoche. Call them crazy!

„Bei uns geht es um Vereinbarkeit, Selbstverantwortung und darum, den Status Quo zu hinterfragen.“ Immer im Gepäck: wissenschaftliche Fakten.

Wie sich das wirtschaftlich rechnet, frage ich. Und ob das Pensum entsprechend angepasst wurde. Oder ob im Grunde eine Arbeitszeitverdichtung stattfindet, die wiederum zu mehr Stress führt. „Wir kalkulieren mit einer 32-Stundenwoche. Donnerstag um 18 Uhr machen wir hier die Schotten dicht. Freitag ist frei und wir sehen uns am Montag wieder. Unsere Kalender sind definitiv voll. Da muss man schon schauen, dass man fokussiert arbeitet.“
Beschäftigte, die das klassische Vollzeitmodell fahren, täten genau das aber meist nicht. „Niemand ist 38, 39 oder 40 Stunden+ wirklich produktiv. Dazu gibt es eindeutige Studien. Im Gegenteil, die Leute holen sich ihre Zeit wieder. Durch Kaffeetrinken, Quatschen oder Tagträumen.“

Intraprenör fährt das 100:80:100-Modell. Einen Ansatz für mehr Produktivität. Was Jan damit genau meint, will ich wissen. „Die Idee ist, dass 80 Prozent der Zeit für 100 Prozent der Leistung ausreichen und dementsprechend auch das volle Gehalt ausgezahlt wird. Wenn das gelingen soll, müssen auch die Prozesse im Unternehmen effizient sein. Ein internes Prozessmanagementtool hat bei uns zum Beispiel die lästige E-Mail-Flut abgelöst. Das spart Zeit und Energie.“

Nach eher konservativen Jobs in Hamburg und Bremen sei Berlin schon ein cooleres Pflaster, sagt der Head of Research. „Ich habe das Gefühl, hier sind Dinge möglich, die woanders vielleicht nicht existieren dürfen. Ich bin aber auch öfter in Italien. Meine Frau hat einen Job in Rom angenommen. Das ist natürlich eine Herausforderung und die Frage, wie wir das langfristig managen. Durch die Möglichkeit, Workation zu machen, kann ich meine Arbeit aber auch immer wieder für eine Zeitlang mitnehmen.“

New-Work-Angebote und die 4-Tage-Woche, das seien alles keine Allheilmittel. Vor allem, weil Mitarbeitende, und dazu gehöre auch Jan selbst, ein starkes Bindungsbedürfnis hätten. Das würde durch eine rein digitale Zusammenarbeit nicht immer im notwenigen Maße befriedigt. Da müssen Alternativen her, die ganz unterschiedlich aussehen können. „Es ist schon komisch, wenn man etwas, was vorher ungezwungen war und es auch weiterhin sein soll, plötzlich erzwingen muss.“ Etwa durch virtuelle Kaffeerunden oder ein Teamretreat einmal im Jahr. „Aber so ist die neue Arbeitswelt: eine Spielwiese für spannende, neue Konzepte, die ausprobiert und auf die Probe gestellt werden wollen. Wir sind die Gestalter und können selbst bestimmen, was für uns funktioniert und was nicht. „Gemeinsam mit unseren Kunden erarbeiten wir genau solche Strategien, begleiten die Pretest-Phase und unterstützen bei der Etablierung einer neuen Unternehmenskultur oder effizienteren Prozessen.“

Als Psychologe, Kulturforscher und Berater geht Jans Blick in die Tiefe. Mit internationaler Erfahrung in der Untersuchung von Unternehmenskultur weiß er genau, wie Daten und Bedürfnisse richtig interpretiert werden und das oft Abstrakte an Unternehmenskultur messbar wird. Erst dadurch wird die People Company für Management und Leadership besprechbar und Ziele lassen sich ableiten. Verantwortliche sind regelmäßig begeistert, welche Insights er aus vorhandenen Daten noch schöpfen kann.

Nach einem Psychologiestudium in den Niederlanden und an der BSP Business School Berlin war er zunächst inhaltlicher Leiter der nextmoderator-Abteilung bei Prof. Dr. Kruse und danach als Senior Cultural Researcher in renommierten Beratungsunternehmen tätig. Dass er nun die Chance wahrnimmt, in seiner zweiten Rolle als Research & Data Lead bei Intraprenör gemeinsam mit Praktikern und Wissenschaftlern den People-Company-Ansatz zu vertiefen, ist unser Glück.

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Bild: © Intraprenör